3. EISENACHER INTERNATIONALER KOMPOSITIONSPREIS
Den Bach-Kompositionspreis 2021 der Stadt Eisenach hat der junge Österreicher Otto Wanke gewonnen. Der 31-Jährige hat sich mit dem Werk „Shattered Mirror“ beworben. Die Stadt Eisenach dankt der Thüringer Kulturstiftung für die Förderung des Kompositionspreises.
In der Jury saßen Annette Schlünz (Komponistin, Dresden/Straßburg), Jüri Reinvere (Komponist, Frankfurt/Tallin, Estland), Christian Stötzner (Kirchenmusikdirektor an der Georgenkirche Eisenach), Professor Dr. Tiago de Oliveira Pinto (Musikwissenschaftler sowie Lehrstuhlinhaber der Unesco Welterbeprofessur Jena/Weimar).
Originelle, farbenreiche Klangsprache
Das Stück des 1989 geborenen Komponisten wurde von der vierköpfigen Jury aus den anonymen Einsendungen einstimmig für den 1. Platz nominiert.
Das zehnminütige Orchester-Werk, welches Konzepte der ihren Ursprung in den siebziger Jahren in Frankreich entwickelten Spektralmusik anwendet, überzeugte die Jury. Diese Art von Musik beruht auf den Obertönen der Klänge, dem sogenannten Obertonspektrum. Wanke wendete die Spektralanalyse auf ausgewählte Passagen einiger Brandenburgischen Konzerte Bachs an und erhielt so sein Klangmaterial. Durch Dekonstruktion, also Zerlegung oder Fragmentation, erschuf er sich spezielle Elemente wie Melodiezellen oder Rhythmen, ähnlich wie man sie bei der Granularsynthese der elektronischen Musik findet. Dies wiederum verbindet er frei mit den abstrakten Bildern des tschechischen Malers Frantisek Kupka, in denen er denselben Energieprozess wie bei diesem musikalischen Phänomen findet.
Otto Wankes originelle farbenreiche Klangsprache wird hoffentlich auch die Zuhörenden in ihren Bann ziehen.
Über den Künstler
Wanke studierte seit 2010 Musik in Prag, seit 2018 ist er Doktorand an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und hat dort eine Anstellung am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie. 2012 zog er nach Wien, um sein Studium an der Musikuniversität fortzusetzen. Seitdem arbeitet er regelmäßig mit Ensembles für zeitgenössische Musik. Neben der Erweiterung seines Horizonts als Komponist begann er auch seine musikalische Ausbildung in Dirigieren.
2015 gab er ein Konzert im Kultusministerium im Rahmen des Festivals Wien Modern und einer Reihe von Konzerten in Brasilien und Mexiko. 2016 wurde sein Orchesterstück Shimmering Substance ausgewählt im ORF-Haus aufgeführt. Im selben Jahr wurde sein Komponistenporträt im österreichischen Radio ö1 ausgestrahlt und er gewann den Gustav-Mahler-Wettbewerb. 2017 wurde er von der Francis-Burt-Stiftung ausgewählt und er erhielt ein Kunststipendium. Im selben Jahr gewann er den 1. Preis in Joan-Guinjoan-Wettbewerb in Spanien und im Chor-Gmund-Wettbewerb in Deutschland.
2018 gewann er sowohl den Wolf-Durmashkin-Kompositionspreis als auch den Acht-Brücke-Preis in Deutschland sowie den Wettbewerb Sounds of Matters in Wien. Im gleichen Jahr wurde er Assistent am Institut für Ethnomusikologie an der Musikuniversität Wien und er begann ein Studium mit Schwerpunkt Spektralmusik (MDW Wien, bei Gesine Schröder).
2019 wurde er mit dem renommierten Theodor-Körner-Preis ausgezeichnet, den er von Österreichs Präsident Alexander van der Bellen erhielt.
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