Geschichte der Wandelhalle
Die Großherzogin Karolinen-Quelle bei Creuzburg war als salzhaltige Heilquelle bereits seit Jahrhunderten bekannt. Durch die Förderung des damaligen Eisenacher Oberbürgermeisters Schmieder gelang es Ende des 19. Jahrhunderts, die Quelle als Heilquelle staatlich schützen zu lassen. Für einen dauerhaften Kurbetrieb verlegte man eine kilometerlange Wasserleitung nach Eisenach, wo die notwendige Infrastruktur wie Bahnanschluss, Übernachtungsmöglichkeiten und Personal vorhanden war.
Um dem Kurbetrieb einen angemessenen Rahmen verleihen zu können, plante man alle Kureinrichtungen südlich der Innenstadt in der Nähe der aufstrebenden Villenviertel im Karthausgarten, einer Parkanlage nach englischem Vorbild. Vorgesehen wurde unter anderem die Nutzung des Hotels „Fürstenhof“ als Kurhaus sowie einer offenen Halle für Trinkkuren.
Unterhalb des Hotels wurde nach der Gründung der Kurbad-Gesellschaft die Wandelhalle projektiert. Dafür wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Gewonnen hat ihn Johannes Bollert aus Dresden. Sein barockisierender Bau folgte mit kräftig modelliertem Schmuck aus Elbsandstein bis zum stilisierten Putz-Ornament zeitgemäßen Gestaltungsintentionen. Bemerkenswert ist das von Pöppelmanns Terrassenentwurf im Dresdner Zwinger übernommene „Gefrorene Wasser“-Motiv an Säulen, Pfeilern und Gesimsen.
Im Zentrum der langgestreckten Straßenfront steht der große Pavillon, dessen Vorbau als Brunnenstube genutzt wurde. Flachere Hallen mit vorgelagerten Läden führen zu Eckpavillons. Zwei kurze, den Hauptflügel zur U-Form vollendende Seitenflügel schaffen einen Innenraum, in dem der eingebaute Musikpavillon wiederum das Zentrum bildet.
Die „Trink- und Wandelhalle" wurde am 8. Juli 1906 eröffnet. Sie war von Anfang an der Mittelpunkt des Kurbetriebs in Eisenach. Doch unter dem ersten Weltkrieg und der anschließenden wirtschaftlichen Stagnation litt auch der Kurbetrieb – Ende der 30er Jahre wurde er dann endgültig eingestellt. Nach 1945 wurde die Wandelhalle weiterhin sporadisch für Konzerte genutzt, im Sommer gab es Filmvorführungen. Zum 900jährigen Bestehen der Wartburg 1967 wurde die Wandelhalle bautechnisch untersucht. Ihr Zustand war so schlecht, dass man damals sogar einen Abriss erwog. Doch weil für einen Ersatzneubau kein Geld da war, entschloss man sich letztlich zur Sicherung des Gebäudes, das bis 1990 dennoch weiter verfiel. Erst nach der Wende standen Mittel zur Verfügung, um die Dächer neu zu decken, die Fassaden auszubessern und neue Fenster einzubauen. Dennoch mangelte es an einer geeigneten Nutzung. Mit Graffiti wurde die Halle stark verschmutzt, Fenster wurden wiederholt zerstört.
Im Sommer 1998 stellte dann der Verkehrsverein der Wartburgstadt ein Nutzungskonzept für die Wandelhalle vor. Die Gründung einer Stiftung und die Sanierung des Gebäudes wurden in Angriff genommen.
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