Die Wandelhalle
Zeugnis des ehemaligen Eisenacher Kurbetriebes
Die Wandelhalle ist ein Zeugnis des ehemaligen Kurbetriebs in der Wartburgstadt. Kurz nach 1900 entstand am südlichen Rand der Stadt schrittweise das „Kur- und Mineralbad Eisenach“. Bereits 1902 eröffnete nordöstlich des Kartausgartens das moderne, großbürgerliche und mit dem wohl größten Festsaal Thüringens (für 1800 Personen!) ausgestattete „Kurhaus Hotel Fürstenhof“. Die 1905/1906 errichtete Wandel- und Trinkhalle, bildete seit ihrer Eröffnung im Juli 1906 das Zentrum des Kurbetriebes. Als Bauplatz für die Wandelhalle, wurde der Bereich des ehemaligen Klostergeländes genutzt. Die Gebäude dienten ab 1694 als Waisenhaus. An gleicher Stelle wurde von 1717 bis 1720 ein Waisen- und Zuchthaus gebaut und 1819 zur Strafarbeitsanstalt genutzt (siehe Foto links). Der Abriss erfolgte 1897 bis 1900.
Der Architekt Johannes Bollert aus Dresden übernahm das „Gefrorene Wasser“ – Motiv an Säulen, Pfeilern und Gesimsen der Terrassen im Dresdener Zwinger. In der Halle wurde, wie auch im Kurhaus und im Sophienbad, Heilwasser aus Wilhelmsglücksbrunn bei Creuzburg ausgeschenkt. Dieses Natrium-Chlorid-Sulfat-Wasser wurde in einer eigenen, rund 14 Kilometer langen Wasserleitung extra herangeführt. Der Kurbetrieb musste im Jahr 1938 ganz eingestellt werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Wandelhalle, trotz zunächst noch reger Nutzung, zusehens. Von 2004 bis 2018 erfolgte durch die heutige „Denkmalstiftung Eisenach“, einer Treuhandstiftung in der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, eine schrittweise Restaurierung des Gebäudes in fünf Bauabschnitten.
Seit dem Abschluss der Restaurierung gibt es im Sommer in der Wandelhalle ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Veranstaltungen von Rock ‘n‘ Roll und Reggae bis hin zum Weinfest.
HÄTTEN SIE ES GEWUSST?
DAS „VERZAUBERTE“ WASSER DER WANDELHALLE…
Überlieferungen erzählen vom „verzauberten“ dunkelblauen Wasser der Wandelhalle. Zu einem feierlichen Festakt bei dem hoher Besuch angekündigt war, färbte sich plötzlich das besonders heilsame Wasser der Wandelhalle dunkelblau und sorgte damit für einen Eklat. Die Recherche ergab, dass Kinder sich einen Streich erlaubt hatten. Blaubeeren waren die Ursache für die Blaufärbung. Die Kinder hatten sie gepflückt, zerdrückt und in die Zuleitungen geworfen, sodass sich das Wasser dunkelblau färbte.
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