Vom Sängerkrieg über Bach bis Jazz: über 800 Jahre Musiktradition

Walther von der Vogelweide, Johann Sebastian Bach, Georg Philipp Telemann, Richard Wagner - dies sind nur einige der klangvollen Namen, die die Musikgeschichte in Eisenach prägten und prägen. "Unsere Stadt glänzte immer durch Musik" (Claruit semper urbs nostra musica), schrieb der Eisenacher Arzt und Historiograph Christian Franz Paullini 1698 in der "Annales Isenacensis".

 

In der Tat kann Eisenach auf eine über 800jährige Musikgeschichte zurückblicken, wobei Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach den Ruf Eisenachs als Musikstadt begründen. Die Anfänge reichen bis zum mittelalterlichen Minnesang zurück. 1206 gab es auf der Wartburg einen sagenhaften musikalischen Wettstreit. Sechs berühmte Minnesänger, darunter Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, traten gegeneinander an. Der dramatische Wettbewerb gelangte mit Richard Wagners Oper "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg" später zu Weltruhm. Die Wartburg, die heute zum UNESCO-Welterbe gehört, ist also der authentische Schauplatz des "Tannhäuser" - mit Blick zum Hörselberg, wo die Oper ebenfalls spielt.

 

Im Spätmittelalter wurde in Eisenach die Musik nicht nur in den zahlreichen Klöstern gepflegt. Aus den Schülerchören an der Lateinschule sind viele Musiker hervorgegangen. Auch Martin Luther sang während seiner Schulzeit (1498 bis 1501) in einem Eisenacher Knabenchor, der "Kurrende".

 

Im Jahre 1708 begann die musikalische Tätigkeit Georg Philipp Telemanns in Eisenach. Hier wirkte er bis 1712 als Konzert- und Kapellmeister am Hof des Herzogs Johann Wilhelm, der ihn mit dem Aufbau einer leistungsfähigen Hofkapelle betraute. Bis zum Tod des Herzogs im Jahr 1729 blieb Telemann dem Eisenacher Hof stets verbunden. Seine Eisenacher Zeit nannte er später "meine hohe Schule". Alle zwei Jahre erinnert die Stadt mit den "Eisenacher Telemann-Tagen" an den Barockkomponisten von europäischem Rang. Dass Telemann in Eisenach auf Johann Sebastian Bach traf, der am 21. März 1685 hier geboren worden war, ist zu vermuten. 

Als Johann Sebastian Bach das Licht der Welt erblickte, wurde in Eisenach schon 20 Jahre auf "bachische" Weise musiziert. Johann Ambrosius Bach - der Vater Johann Sebastians - hatte 1671 die Leitung der Eisenacher Stadtmusikkompanie übernommen. Über 132 Jahre hinweg hießen die Organisten der Georgenkirche Bach.

 

Bach hat seine ersten zehn Lebensjahre in Eisenach verbracht. Die musikalische Atmosphäre des Elternhauses, das hohe Niveau der öffentlichen Musik, aber auch die Musikerziehung in der Lateinschule waren für ihn prägend. Seiner Vaterstadt blieb er zeitlebens verbunden.

 

Die aktive Musikpflege setzte in Eisenach früh ein: 1836 wurde der Eisenacher Musikverein gegründet. Sein wichtigstes Verdienst war es, offen für die zeitgenössische Musik gewesen zu sein und durch die Verpflichtung namhafter Solisten die Fenster zur Welt geöffnet zu haben. So war Franz Liszt öfters zu Gast bei dem Verein.

1897 kaufte die Stadt Eisenach die umfangreiche Richard-Wagner-Sammlung (über 20.000 Stücke) des Wieners Nicolaus Oesterlein und präsentiert sie seither im heutigen Reuter-Wagner-Museum. Es ist die bedeutendste Wagner-Sammlung neben Bayreuth. Sie wurde ab 2008 dank einer großzügigen Leihgabe umfangreich erweitert.

 

Ganz bewusst machte man sich im Eisenach des 20. Jahrhunderts auf den Weg, den verpflichtenden Musik-Traditionen gerecht zu werden. 1907 eröffnete das Bachhaus. Es ist das weltweit erste Museum, das J. S. Bach gewidmet wurde.

1919 gründete sich ein städtisches Orchester. 1925 rief Rudolf Mauersberger, der spätere Dresdener Kreuzkantor, den Eisenacher Bachchor ins Leben. 2007 wurde die Zusammenarbeit des Landestheaters mit dem Staatstheater Meiningen besiegelt und damit eine neue Ära des Eisenacher Theaters eingeleitet.

Eine weitere Facette der modernen Musik - der Jazz - fand im 20. Jahrhundert ebenfalls in Eisenach eine Heimstatt. Der Musiker und Konzertveranstalter Horst Lippmann, der mit Fritz Rau die Jazz- und später die großen Blues- und Rockstars nach Deutschland brachte, wurde 1927 in Eisenach geboren. 1959 gründete sich der Eisenacher Jazzclub. Er ist einer der ältesten Clubs im Gebiet der neuen Bundesländer.

Das 1999 eröffnete "Lippmann und Rau-Musikarchiv" befindet sich im Industriedenkmal "Alte Mälzerei ". Es basiert in hohem Maße auf der Sammlung des Blues- und Jazzpioniers Günter Boas (1920-1993). Das in Ostdeutschland einzigartige Archiv verfügt mittlerweile über bedeutsame Sammlungen von Hazy Osterwald, Horst Lippmann, Günther Kieser und vielen mehr. Es beherbergt über 60.000 Tonträger, mehr als 80.000 Fotos, zehntausende Zeitschriften und Artikel, dazu Tausende Plakate, Bücher und Videos. Seit 2009 werden die Bestände auch wissenschaftlich aufgearbeitet. Die Musikpflege wird in Eisenach auch von vielen Ensembles geprägt - vom Bachchor, Musikern des Vereins "Kammermusik der Wartburgstadt" und verschiedenen Chören - die im Wartburg-Sängerkreis zusammengeschlossen sind - bis hin zur Musikschule "Johann Sebastian Bach". Der Gesang hat in Eisenach eine lange Tradition.

Neben den verschiedenen Einrichtungen zur Musikpflege in Eisenach gibt es in der Wartburgstadt auch viele attraktive Musikveranstaltungen: Seit 1982 finden regelmäßig die "Eisenacher Telemann-Tage" statt. Die Stadt ist eingebunden in die "Thüringer Bachwochen" und in das Festival Alter Musik in Thüringen "Güldener Herbst". In der Georgenkirche sind neben Orgelkonzerten und Kantatengottesdiensten auch regelmäßig die Matthäus-Passion und das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach zu hören.

Das "Sängerkriegs-Festival" führt namhafte Liedermacher in die Stadt. Im Jazzclub spielen Newcomer genauso wie internationale Stars.

Nicht zuletzt gibt es in vielen Eisenacher Kneipen zahlreiche Rock- und Pop-Konzerte.

 

Zum Jahresprogramm auf der Wartburg gehören feste Termine wie der MDR-Musiksommer, die Wartburgkonzerte des DeutschlandRadios, konzertante Aufführungen von Wagner-Opern sowie die Adventskonzerte.

 

Das Bachhaus ist der wichtigste Ort der Musikpflege in Eisenach und greift in jährlich wechselnden Ausstellungen interessantge Themen auf.

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