Jost Heyder: Ausstellung anlässlich 70. Geburtstag und 125 Jahre Thüringer Museum

Im Boot, 2018 (Repro: Falko Behr)

Drei Menschen stehen in einer Ausstellung. Die Frau ist offensichtlich im Gespräch mit den beiden Herren.

Oberbürgermeisterin Katja Wolf (von rechts) im Gespräch mit Künstler Jost Heyder und Kurator Ralf-Michael Waldemar Seele

Der Thüringer Künstler Jost Heyder wird in diesem Jahr 70 Jahre alt und das Thüringer Museum Eisenach blickt auf sein 125-jähriges Bestehen zurück. Aus diesen Anlässen präsentiert die Stadt Eisenach die Werkretrospektive „Jost Heyder / Seele & Imagination – Eine Spurensuche / Malerei und Grafik 1980 – 2024“ im Stadtschloss. Der Thüringer Künstler zählt zu den bedeutendsten Porträtisten Deutschlands und verbrachte 16 Jahre seiner Schaffenszeit in der Wartburgstadt. „Imagination bezeichnet das Bild hinter dem Bild. Das, was in unserer Fantasie entsteht. Wer Jost Heyders Bilder – und insbesondere seine Portraits – kennt, der weiß, dass sie tief in der Seele berühren“, sagt Oberbürgermeisterin Katja Wolf anlässlich eines Pressegesprächs zur Ausstellung. Sie freue sich, dass das Thüringer Museum Eisenach zum 70. Geburtstag des Künstlers erneut seine Werke in die Stadt holt.

 

Jost Heyder porträtierte kulturprägende Persönlichkeiten wie Hermann Hesse, Günter Grass und Bernhard Vogel ebenso wie viele Menschen in privatem Auftrag. Eine eindrucksvolle Bildnis-Auswahl des Malers macht Lust darauf, sich selbst vom Meister porträtieren zu lassen. Ein Workshop zum Porträtieren eines Modells lädt beispielsweise am 25. Mai 2024 von 10 bis 17 Uhr zum Eigenexperiment ein. Am 7. Juni 2024 um 19 Uhr diskutiert zur Midissage Jost Heyder mit Künstler-Freund*innen und Weg-Gefährt*innen über Lebenswege und Dasein als Künstler im Wandel der Zeit. Diese Angebote zählen neben weiteren zum Jubiläumsprogramm 125 Jahre Thüringer Museum Eisenach. „Wirken die Abbilder konkreter Personen mit eindringlicher Präsenz, so gestaltet Jost Heyder in den symbolischen Atelierszenen und figurativen Bühnenräumen ewig Gültiges im Spiel des Welttheaters. Der Betrachter begegnet sich im Spannungsfeld von sinnlichem Kunstraum und eigener Lebensbühne zwischen Freude und Leid, zwischen Selbstbestimmung und marionettenhafter Manipulierbarkeit“, so Kurator Ralf-Michael Waldemar Seele.

 

„Spannend für mich wird es, wenn sich aus einer Farbfläche allmählich ein Schulteransatz, eine Kerze oder ein Bühnenboden herausbilden.“ So beschreibt Jost Heyder selbst den grundlegenden Schöpfungsprozess seiner Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken. Narrenfiguren in widersprüchlichen Rollen, schonungslose Selbstbildnisse, anmutige Akte, atmosphärische Landschaften und Stadtansichten, Augen als tiefe Tore zur Seele der Porträtierten, wildes Treiben auf farb- und formenreichen Bildbühnen: Kunsträume der Sinne strömen kraftvoll auf die Lebensbühne des Betrachters. Der Weg durch die vielgestaltige Bildwelt verführt zu einer Spurensuche nach der Handschrift des Künstlers – die in der Betrachtung der Ausstellung auch gelingt.

 

Vernissage mit Uraufführung

Die Ausstellung wird vom 28. April bis 2. August 2024 im Stadtschloss zu sehen sein. Die Vernissage wird am kommenden Samstag, 27. April, um 17 Uhr gefeiert. Mit der Uraufführung „Kommentare zu Heyders Bildern“ von Johannes Schlecht erwartet die Gäste dabei eine künstlerische Inszenierung. Der Eisenacher Komponist schrieb eigens für diesen Anlass eine Musik-Tanz-Performance zu ausgewählten Exponaten. Die Tänzerin Brianna Hicke vom Ballettensemble des Landestheaters Eisenach übernimmt analog zu den Heyderschen Marionetten als Bildmotive die Rolle der pantomimischen Moderatorin. Der Solo-Klarinettist Stefan Happ von der Philharmonie Gotha-Eisenach „kommentiert“ während des Eröffnungs-Rundganges mehrere Werke musikalisch. „Es versteht sich von selbst“, ergänzt der kommissarische Leiter des Museums, Dr. Reinhold Brunner, dass eine Ausstellung dieses Formates auch Geld kostet. Doch wiegen die emotionalen Gewinne den Einsatz allemal auf.“ Aber gerade deshalb sei, so Brunner, den Förderern – der Kulturstiftung Thüringen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie der Wartburg-Sparkasse – herzlich zu danken.

 

Im Rahmen der Vernissage wird zudem der Marstall im Eisenacher Stadtschloss erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Von Frühling 2022 bis Sommer 2023 war die Westfassade aufwändig saniert worden. Die Arbeiten am Sockel- und Fundamentbereich kosteten rund 360.000 Euro. Die abschließende putz- und malermäßige Überarbeitung erfolgt in Kürze. Weitere gut 137.000 Euro investierte die Stadt Eisenach in die Instandsetzung des Innenbereiches. Ursprünglich sollten hier nur Schäden, die durch die Baumaßnahme entstanden waren, beseitigt werden. Dabei stellte sich jedoch heraus, dass auch Wände und Decken einer dringenden Überarbeitung bedurften. Der Freistaat Thüringen unterstützte die gesamte Maßnahme aus Mitteln der Städtebauförderung in Höhe von 398.160 Euro.

 

Flyer zur Ausstellung