500 JAHRE BIBELÜBERSETZUNG: KUNSTPROJEKT „ÜBERSETZEN“ DER KUNSTAKADEMIE MÜNSTER IM E-WERK ERÖFFNET

In einer Halle hängen Fahnen von der Decke, eine Installation aus Quadraten aus Fliesen ist aufgebaut und an der Wand hinten hängt ein großflächiges Bild. Rechts stehen zwei junge Frauen und unterhalten sich.

Blick in die Ausstellungshalle

Eine blaue Hebebühne steht vor einem Standbild, das Martin Luther zeigt. Er ist fast ganz verdeckt, nur sein Gesicht ist durch die Metallkonstruktion zu sehen. Oben auf der Bühne stehen Leute.

Mit Hilfe einer Hebebühne begeben sich Passanten auf dem Karlsplatz mit Luther auf Augenhöhe.

Eine junge Frau spricht in ein Mikro. Im Hintergrund stehen eine Frau und ein Mann.

Marlena Gundlach spricht für die Studierenden. Im Hintergrund: Oberbürgermeisterin Katja Wolf und der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe

Ein Mann mit längeren, grauen Haaren steht an einem Stehtisch, auf dem ein großes Buch liegt. Er hält einen Stift in der Hand. Rechts von ihm steht ein Mann, links von ihm lächelt eine Frau in die Kamera.

Professor Maik Löbbert trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Eisenach ein. Rechts von ihm steht Bruder Dirk Löbbert, links Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

Eine Frau steht mit einer Grupe Menschen zusammen in einem Vorraum. Es ist das Foyer eines Theaters.

Oberbürgermeisterin Katja Wolf erklärt beim Spaziergang mit den Studierenden die Geschichte des Eisenacher Theaters.

Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten „500 Jahre Bibelübersetzung“ setzten sich Studierende der renommierten Kunstakademie Münster in einem zeitgenössischen Projekt mit dem Übersetzungswerk Martin Luthers auseinander. Am heutigen Samstag, 7. Mai, eröffneten Oberbürgermeisterin Katja Wolf und der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe gemeinsam die Ausstellung. Die Klasse der Professoren Maik und Dirk Löbbert füllt unter dem Titel „Übersetzen“ das ehemalige Elektrizitätswerk in Eisenach und Teile des Stadtraums mit Objekten junger, bildender Kunst. „Das E-Werk hat nur darauf gewartet, durch Kunst erobert zu werden“, zeigte sich Oberbürgermeisterin Katja Wolf begeistert.

 

Zuvor hatten die Studierenden in Begleitung der beiden Professoren zu den künstlerischen Installationen, die im Stadtraum aufgebaut wurden, geführt. Auf dem Karlsplatz war beispielsweise eine Live-Performance zu erleben, bei der sich Passanten auf Augenhöhe mit dem Luther-Standbild begeben konnten. Das ganz persönliche Glaubensbekenntnis eines homosexuellen Studierenden in geschlechtergerechter Sprache lässt in der Nikolaikirche aufhorchen. Eine Studierende stellt in der Querstraße den Gründervätern der Bundesrepublik bedeutende Mütter Europas gegenüber. „Die Studierenden verlassen die Wege des Erwartbaren und erzeugen bewusst bei jenen Menschen Aufmerksamkeit, die sich von einem solchen Bibel-Jubiläum zunächst nicht angesprochen fühlen. Genau diese Bandbreite - von der Bibel inspiriert und zugleich fernab sperriger Theologie – wollen wir in Eisenach zeigen“, sagte Oberbürgermeisterin Katja Wolf.

 

„Sprache hat die Fähigkeit zu verbinden und zu vereinen, aber auch zu trennen und auszuschließen. Die Studierenden der Kunstakademie Münster sorgen mit ihrem Kunstprojekt ‚Übersetzen‘ auf ganz besondere Art und Weise für eine weitere gute Verbindung zwischen Eisenach und Münster. Denn nicht immer ist Kunst positiv betrachtet, aber immer regt sie zur Auseinandersetzung und zum Austausch ein“, sagte der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe.

 

„Wenn jemand die Klasse Löbbert einlädt, weiß man nie, was passiert“, bemerkte Maik Löbbert in seiner Rede. In Eisenach werden ausschließlich neue Werke gezeigt, die das Thema „Übersetzen“ aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten: religiös, politisch, soziologisch, feministisch oder psychologisch. Die Kunstwerke sollen mitunter auch „irritieren und Fragen stellen“, so Maik Löbbert, auch im Namen seines Bruders Dirk Löbbert, weiter. „Die Kunst spricht eine internationale Sprache. Durch ihre Übersetzung trägt sie zur Verständigung bei“, sagte er.

 

Führungen werden fortgesetzt

Von den Studierenden trat Marlena Gundlach auf die Bühne. Sie schilderte, wie die jungen Künstler*innen ans Werk gegangen waren. „Bei jeder Übersetzung befinden wir uns erst einmal ,zwischen den Welten‘ – das kann man auch räumlich verstehen, denn dafür muss man sich erst einmal begegnen. Auch wir mussten uns zunächst mit den Gegebenheiten hier vor Ort in Eisenach vertraut machen, um herauszufinden, wie eine Übersetzung unserer künstlerischen Sprache an diesem Ort gelingen kann“, beschrieb die junge Frau. Ganz bewusst habe sich jede und jeder aber Ende für eine ganz eigene, individuelle Umsetzung entschieden. „Jeder und jede Studierende hat für diese Ausstellung eine eigene, richtige Sprache gefunden“, sagte Marlena Gundlach.

 

Bis in den Abend hinein heizte Gitarrist und Sänger Jancee Warnick mit seiner Band The Jancee Pornick Casino den Gästen im E-Werk ein. Am morgigen Sonntag, 8. Mai, sowie am 28. Mai wird es nochmals öffentliche Führungen mit den Studierenden zu den Kunstwerken im Stadtraum geben. Beginn ist am 8. Mai um 11 Uhr und am 28. Mai um 15 Uhr vor dem Eisenacher Rathaus. Ein Gespräch mit den Künstler*innen schließt sich am 28. Mai um 18 im E-Werk an. Die Bevölkerung ist herzlich dazu eingeladen!

 

Auch der Eisenacher Kunstverein führt regelmäßig durch die Ausstellung im Elektrizitätswerk in der Uferstraße 34. Die einzelnen Termine: 14. Mai, 21. Mai, 28. Mai, 4. Juni und 11. Juni. Los geht es jeweils um 16 Uhr. Das pädagogische Angebot des Kunstvereins für Schulen ist über Thekla Bernecker buchbar: Tel. 0176 5377 9000; E-Mail.

 

Dank an Unterstützer

Das Kunstprojekt „Übersetzen“ wurde von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, der Thüringer Staatskanzlei sowie der Sparkassenstiftung der Wartburgregion gefördert. Oberbürgermeisterin Katja Wolf dankte herzlich für die große finanzielle Unterstützung, ohne die das Kunstprojekt nicht umsetzbar gewesen wäre. Weitere Informationen sind im Flyer zum Kunstprojekt, im Veranstaltungsüberblick 500 Jahre Bibelübersetzung sowie online zu finden.

 

 

Hinweis: Am 8. Mai 2022 um 22.10 Uhr sendet mdr-Thüringen eine mdr-Kulturnacht zum Wartburg-Experiment. Die Theologin und Rundfunkjournalistin Kirsten Dietrich hat die drei Wartburg-Schreiber Iris Wolff, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah im vergangenen Jahr intensiv begleitet: Der 12-teilige Podcast zum Wartburg-Experiment (ca. 44 min) ist ein großartiges Hör-Erlebnis dieser äußerst lebendigen und dichten Gespräche.

 

Am 10. Juni 2022 findet um 19.30 Uhr die erste gemeinsame Lesung unserer drei Wartburg-Schreiber Iris Wolff, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah statt. Das Buch wird unter dem Titel „Der Augenblick nennt seinen Namen nicht: Wartburg-Tagebücher“ ab Ende August 2022 im Buchhandel zu erwerben sein, doch einen Vorgeschmack kann und wird diese Lesung am authentischen Ort – im Palas der Wartburg – auf jeden Fall geben.