An der Gedenkstätte für die Märzgefallenen in der Eisenacher Weststadt haben Bürgerinnen und Bürger am Dienstag (18. März) der Opfer des Kapp-Putsches von 1920 gedacht.
Vor 105 Jahren führte der gegen die Weimarer Republik gerichtete Kapp-Putsch auch in Eisenach zu Streiks und Unruhen. Die Auseinandersetzungen gipfelten darin, dass Soldaten der Eisenacher Garnison auf Befehl der Militärkommandantur in der Frankfurter Straße auf eine Gruppe von Passanten und Arbeitern schossen und Handgranaten warfen. Dabei sind die Arbeiter August Gustav Schmidt, Friedrich August Voigt, Heinrich Adolf Niemeier, Emil August Volkert und Karl Emil Mengel getötet worden.
In jedem Jahr erinnern Vertreter der Stadtverbände der SPD und der Partei Die Linke am historischen Ort an die Geschehnisse. Bürgermeister Steffen Liebendörfer nahm in diesem Jahr am Gedenken teil und betonte, dass es wichtig ist, die Erinnerung an das einst geschehene Unrecht wachzuhalten. „Erinnerung und Gedenken fordern uns dazu heraus, uns der Realität des Unrechts zu stellen. Denn wem das Leben mit Gewalt genommen wurde, dem kann nach menschlichen Maßstäben keine Gerechtigkeit widerfahren“, betonte der Bürgermeister.
Er erinnerte daran, dass der Kapp-Lüttwitz-Putsch vom März 1920 „mit Unruhen, Unsicherheit, Angst und Gegeneinander verbunden gewesen ist“ und zog Parallelen in die Gegenwart. „Wie reagieren wir in einer unübersichtlichen Lage? Handeln wir im Affekt oder besonnen? Beteiligen wir uns daran – zum Beispiel durch Kommentare übereinander in sozialen Netzwerken –, dass Menschen gegeneinander in Stellung gebracht werden?“, fragte er nach der Haltung des Einzelnen. Ob „massives Unrecht Erinnerung bleibt oder neu zur Gegenwart wird, hängt von der jeweils eigenen Antwort ab“, so Steffen Liebendörfer.
Für Jonny Kraft, ehrenamtlicher Beigeordneter der Stadt Eisenach und Vorsitzender des SPD-Stadtverbands, steht der Tod der fünf Männer, die allesamt Familienväter gewesen sind, „stellvertretend für all jene, die aufgestanden sind, um für Frieden, Demokratie, Freiheit und Menschenrechte einzustehen“. Angesichts aktueller Kriege und politischer Entwicklungen in der Welt, so bekannte Jonny Kraft, „schnürt es ihm die Kehle zu“. Trotzdem habe er die Hoffnung, dass „unseren Kindern die Schrecken des Krieges und des Kampfes um die Freiheit erspart bleiben“.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung legten eine Schweigeminute ein. Ein Kranz und Nelken sind am Denkmal niedergelegt worden.