Vor 100 Jahren, am 1. April 1919, nahm das Stadtorchester laut einer Anzeige in einer Eisenacher Zeitung als „... neugegründetes städtisches Orchester ... seine Tätigkeit“ auf.
In seiner Anzeige machte der Städtische Kapellmeister Hermann Wiebel auf das neue Orchester aufmerksam. 30 Musiker gehörten zu diesem ersten Stadtorchester, die er als „hervorragende Solisten“ und „tüchtige Orchestermusiker“ beschrieb. Wiebel versicherte, dass dadurch „sowohl klassische wie populäre Musik wirklich künstlerisch ausgeführt werden kann“. Zugleich bat er die Bürgerschaft, Vereine und Gewerbetreibenden um deren „geschätztes Vertrauen und tatkräftigste Unterstützung“, um „ein auf künstlerischer Höhe stehendes Orchester zu erhalten“.
Vorangegangen waren Jahre, in denen sich die musikalischen Kapazitäten in Eisenach eher zersplitterten. Seit Gründung des Kurbades 1906 existierten zwei kleinere Kurkapellen nebeneinander her. Fortschrittliche Eisenacher gründeten dann den Orchesterverein, aus deren Mitte sich das städtische Orchester bildete.
Elf Jahre später beschreibt die Eisenacher Tagespost, wie sich die Orchestergründung etablierte: „Nach all den üblen Jahren der vorausgegangenen orchesterlosen Zeit mit Freude begrüßt, hat es sich trotz der Schwere der Zeit, die seinen Bestand oft gefährdet hat, gesund und kräftig entwickelt und ist ….. zu einem leistungsfähigen und unentbehrlichen Bestandteil des Eisenacher Musiklebens geworden. …... Abgesehen von seiner sommerlichen Arbeit als Kurkapelle, seiner Verwendbarkeit im Theaterdienst, seiner Inanspruchnahme bei Chor- und Oratorienaufführungen – wie viel ist in den vergangenen Jahren geschehen, um Eisenach systematisch die Meisterwerke der sinfonischen Literatur zu erschließen, jahrzehntelang Versäumtes nachzuholen!“
Freude und Stolz spricht aus diesen Zeilen des Autors über die Existenz und das Wirken eines eigenen städtischen Klangkörpers.
In den Kriegsjahren verringerte sich die Zahl der Musiker des Orchesters. Das Konzertleben kam faktisch zum Erliegen. 1946 siedelte sich die Schlesische Philharmonie in Eisenach an und bildete gemeinsam mit verbliebenen Musikern des städtischen Orchesters das Orchester der Stadt Eisenach. Der zwischenzeitlich als Philharmonisches Orchester bezeichnete Klangkörper gehört ab 1952 als Landeskapelle zum Theater.
Durch die Verbindung der verbliebenen Musiker des städtischen Orchesters mit der Schlesischen Philharmonie kann man nach dem 2. Weltkrieg von einem Neubeginn eines städtischen Orchesters sprechen, das seit 1919 bereits existierte. Aus diesem Grund erinnert die Stadt in diesen Tagen an sein 100jähriges Bestehen.