Am gestrigen Donnerstag, 10. März, fand die erste Videokonferenz zwischen Vertretern der Stadt Eisenach sowie dem stellvertretenden Bürgermeister der ungarischen Partnerstadt Sárospatak, Attila Sikora, statt. Er schilderte zusammen mit zwei ehrenamtlichen Helfern eindrücklich die derzeitige Situation vor Ort. Sie alle betonten: Jeder, der Hilfe benötigt, bekommt sie. Beeindruckt von den Schilderungen sprach Oberbürgermeisterin Katja Wolf ihren großen Respekt aus, vor dem, was derzeit geleistet wird. „Es ist mir ein dringendes Bedürfnis zu wissen, wie die aktuelle Situation ist und wie wir helfen können“, sagte sie und unterstrich: „In der Not gilt es, zusammen zu halten.“
Der Tenor: Das erste Wochenende des Krieges war für alle das schwerste – niemand war auf eine so große Flüchtlingswelle vorbereitet. Doch die Unterstützung sei überwältigend, sagt Attila Sikora und sprach seinen großen Dank für die immense Unterstützung aus. Alle hätten mit angepackt. Unwahrscheinlich viele Menschen seien innerhalb kürzester Zeit mit Hilfsgütern angekommen. In der vergangenen Woche machten sich 15 Bürgermeister mit Bussen auf den Weg in die Ukraine, um Hilfsgüter abzugeben. Bürgermeister János Aros selbst hatte gleich in den ersten Tagen eine Hilfsaktion für 500 Waisenkinder über Facebook gestartet. Innerhalb weniger Stunden war die Hilfsbereitschaft so groß, dass man die Annahme von Hilfsgütern zunächst stoppen musste. Die Kinder sind inzwischen weitergereist und konnten in Deutschland, der Schweiz und in Italien in Sicherheit gebracht werden.
Mittlerweile sind die Abläufe etwas geordneter und auch von staatlicher Seite erhält die Stadt Unterstützung bei der Organisation. Das entlastet die Bürger*innen Sárospataks ein Stück weit. Trotzdem stehen alle Helfenden vor einer großen Aufgabe. Jeder Flüchtling, der über die Grenze nach Ungarn einreist, muss nicht nur mit Essen und Trinken oder Decken und Kleidung versorgt werden. Alle werden gesundheitlich untersucht und geimpft (nicht nur gegen Corona).
Ehrenamtliche Helfer berichten
Kriszta Kucsmás unterstützt die Flüchtlinge sowohl in Sárospatak als auch in der ukrainischen Stadt Uschgorod, die etwa 100 Kilometer entfernt liegt. Sie und ihre Freundinnen kümmern sich um jedes Problem, fahren fast täglich hin und her, sammeln und liefern neue Hilfsgüter. Die Stadt Uschgorod hat 110.000 Einwohner. Etwa 80.000 Geflüchtete wurden dort aufgenommen und betreut. Inzwischen sind viele von ihnen weitergezogen in die Slowakei, nach Ungarn und Sárospatak, ein Großteil jedoch ist dort geblieben. Die Menschen wollen in ihrem Land, der Ukraine, bleiben. Sie hoffen, dort ausharren zu können, bis der Krieg vorbei ist, der im Moment in dieser Region noch nicht angekommen ist. Kriszta Kucsmás betont, sie bemühen sich um jeden Einzelnen.
Sándor Neubauer ist gebürtiger Ukrainer und lebt in Ungarn. Er ist verantwortlich für die täglichen Hilfstransporte in die Ukraine. Er berichtete über die Verteilung der Hilfsgüter, die aus Deutschland und Europa ankommen. Auch er würdigte die Vielzahl an Hilfsgütern, bat jedoch darum, bei Spenden in Naturalien auf Luxusgüter zu verzichten. Es werden Grundnahrungsmittel wie Mehl, Reis und Öl zum Braten benötigt. Zudem sind die Menschen bei kalten Temperaturen losgelaufen. Nun, da es wärmer wird, benötigen sie Kleidung für den Übergang. Schulen und Kinderkrippen und -gärten sind geschlossen, denn sie werden gebraucht. In der Sporthalle einer ungarisch sprechenden Schule wurden 70 Betten aufgestellt. Viele Kinder werden mit dem Zug aus den Kriegsgebieten herausgebracht und kommen dort vorrübergehend unter, bevor sie nach Deutschland, Italien oder die Schweiz weiterreisen. Täglich werden neue Flüchtlingsfamilien erwartet, hauptsächlich Frauen und Kinder. Kommen Männer an, werden sie durch die Armee oder Polizei beschäftigt und eingesetzt, um für Sicherheit zu sorgen. Seit gestern werden Menschen erwartet, die aus Mariupol kommen – wenn der Flüchtlingskorridor geöffnet wird.
Spendenkonto der Stadt Eisenach
Die Oberbürgermeisterin bat um ungefilterte Eindrücke und wollte wissen, wie man von hier aus am ehesten unterstützen könne. Am besten seien Geldspenden, waren sich alle einig. Denn in Ungarn gibt es alles, was benötigt wird, zu üblichen Preisen. Somit wird vor Ort eingekauft und herüber gebracht. Ein Grund dafür ist auch, dass in der Ukraine immer weniger verfügbar ist, die Preise stark gestiegen sind und gleichzeitig das Geld abgewertet wurde. Schon Anfang dieser Woche richtete die Stadtverwaltung Eisenach ein Spendenkonto für die ungarische Partnerstadt Sárospatak ein.
Abschließend bat die Oberbürgermeisterin darum, mitzuteilen, wenn dennoch Sachspenden oder sonstige Hilfe erforderlich sein sollten. Gleichzeitig wünschte sie sich einen engen und regen Austausch miteinander und bat um Zusendung von Bildern oder Videos. Teils, um auf dem Laufenden zu bleiben, und teils, um weiter um Unterstützung werben zu können. „Mir ist wichtig, einen kurzen Draht zueinander zu haben. Denn wir wollen sie in der schwierigen Situation nicht allein lassen“, betonte die Rathaus-Chefin.