Die Stadtverwaltung Eisenach hat gemeinsam mit der Technischen Universität Dresden (TU Dresden) 2018 eine Umfrage zum Mobilitätsverhalten der Wartburgstädter durchgeführt und dazu 1.005 Eisenacher in 543 Haushalten befragt. Die Ergebnisse stellte Oberbürgermeisterin Katja Wolf gemeinsam mit Verkehrsplaner Tom Philipp Schiller heute (7. Mai) in einer Pressekonferenz vor. Danach erledigen fast die Hälfte der Eisenacher (49 Prozent) ihre Wege in der Stadt mit dem Auto. Aber 37 Prozent der Eisenacher sind vorwiegend zu Fuß in der Stadt unterwegs. Nur 7 Prozent nutzen den Öffentlichen Personennahverkehr. „Das Thema Mobilität ist für uns in zweifacher Hinsicht ein ganz wichtiges, zum einen für die Daseinsfürsorge und zum anderen für die Zukunftsfähigkeit der Stadt“, betonte Katja Wolf.
Welche Erhebungsmethoden zur Mobilität gibt es in Deutschland?
In Deutschland gibt es zwei verschiedene Querschnittserhebungen zur Mobilität.
Zum einen ist das eine Befragung der Einwohner im Personenverkehr für die Bundesrepublik – kurz „Mobilität in Deutschland“ (MiD).
Die MiD ist eine Studie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur und dient der Ermittlung von landesweiten und regionalen Trends der Mobilität.
Zum anderen führt die TU Dresden seit mehr als 40 Jahren alle fünf Jahre eine regelmäßige Haushaltsbefragung auf lokaler Ebene durch. Dabei wurden nun erstmalig auch die Eisenacher Bürgerinnen und Bürger befragt. Diese Methode nennt sich „Mobilität in Städten – SrV2018“, das Kürzel SrV steht dabei für „System repräsentativer Verkehrsbefragungen“.
Die Ergebnisse dieses bundesweiten Gemeinschaftsprojektes mit 50 Auftraggebern, welche im Jahr 2018 teilgenommen haben, wurden jetzt auch für Eisenach ausgewertet und die Daten veröffentlicht.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung „Mobilität in Städten – SrV 2018“ für die Stadt Eisenach?
„Das wichtigste Ergebnis für die Verkehrspolitik und Verkehrsplanung ist, welche Verkehrsmittel bzw. Verkehrsarten die Bürger für Erledigungen wählen“, erklärte Tom Philipp Schiller. Demnach werden Wege innerhalb der Stadtgrenze zu 49 Prozent mit dem Auto, 37 Prozent zu Fuß und zu 7 Prozent mit den Öffentlichen Personennahverkehr - ÖPNV (z.B. dem Bus) und dem Fahrrad erledigt (siehe beigefügte Grafik).
Für was kann man die Daten des SrV verwenden?
Für was man die Daten der Untersuchung verwenden kann, wird unter anderem bei der Auswertung weiterer Ergebnisse deutlich – beispielsweise dass 78 Prozent der Haushalte mindestens ein Auto haben und gleichzeitig nur 68,3 Prozent mindestens ein Fahrrad besitzen.
„Ein Auto zu besitzen heißt nicht gleichzeitig, nur mit dem Auto zu fahren“, so Schiller. 20 Prozent der Befragten Eisenacher*innen wechseln zwischen Auto und Fahrrad. Nur 8 Prozent wechseln zwischen dem Auto und Bus (ÖPNV) und sogar nur 5 Prozent zwischen Auto, ÖPNV und Fahrrad.
Damit sich der Anteil derer, die mit mehreren Verkehrsarten unterwegs sind erhöht, plant die Stadtverwaltung beispielsweise, dass an wichtigen Haltestellen neuerdings auch Fahrradbügel aufgestellt werden. Diese Maßnahme erhöht den Einzugsradius der Menschen zur Haltestelle. Als Pendler kann man dann sein Auto auf einem Stadtrand-Parkplatz abstellen und bei schlechtem Wetter mit dem Bus in die Stadt fahren - und bei schönem Wetter eben auch mal das Fahrrad nehmen.
Das SrV als wissenschaftlich begründetes Erhebungsinstrument kann die erfasste Datengrundlage stadtübergreifende einsetzen somit Tendenzen der Verkehrsentwicklung vergleichen und der Verkehrsplanung und Politik in Eisenach von Nutzen sein. Da die Stadt Eisenach über ein eigenes Verkehrsmodell verfügt, können die Ergebnisse der Untersuchung auch für das städtische Verkehrsmodell verwendet werden.
Zusatzfragen brachten zahlreiche Verbesserungsvorschläge
Eine Besonderheit bei der durchgeführten Befragung war, dass die Stadtverwaltung verschiedene Zusatzfragen zu den einzelnen Verkehrsarten beauftragt hatte. Dabei sollten die Befragten Auskunft geben, was verbessert werden müsste, damit man öfter den Bus, das Fahrrad oder mal zu Fuß unterwegs ist. Die Ergebnisse können nun als Handlungsfelder für Verwaltung und Politik aufgegriffen werden.
Um mehr Menschen in Eisenach zur Busnutzung zu bewegen, sollten nach Auffassung der Befragten Taktzeiten, Preis und das Liniennetz verbessert werden. Damit mehr Radfahrende in Eisenach unterwegs sind, müssten bessere Fahrradwege und Abstellmöglichkeiten im öffentlichen Raum geschaffen werden. Beim zu Fuß gehen sind es für die Befragten vor allem sichere, komfortable und breite Wege, die zu einem höheren Anteil führen könnten.
Ebenfalls eine Zusatzfrage war die, ob sich die Befragten vorstellen könnten ein Carsharing in Eisenach zu nutzen. Das Thema Carsharing hat sich bisher in Eisenach noch nicht etabliert, könnte aber in Zukunft eine größere Rolle spielen. Denn etwa 15 Prozent der Teilnehmer*innen, die im Besitz eines Führerscheins sind, könnten sich demnach vorstellen ein Carsharing Modell zu nutzen.
Die wichtigsten Ergebnisse für Eisenach können dem Steckbrief als Zusammenfassung und der Präsentation entnommen werden.
Weitere Information zur Methode und Vergleichsergebnisse mit anderen Teilnehmenden Kommunen und Regionen aus Deutschland sind auf den Seiten der TU Dresden zu finden.