Der diesjährige "Tag des offenen Denkmals" am Sonntag, 11. September steht unter dem Motto "Romantik, Realismus, Revolution - Das 19. Jahrhundert". Zur Vorbereitung dieses Ereignisses stöberte Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner im Archiv und fasste Geschichten und Informationen über das 19. Jahrhundert in Eisenach zusammen. In fünf Beiträgen werden im Vorfeld des Denkmaltages Orte und Gebäude vorgestellt, die den gesellschaftlichen Wandel in dieser Zeit verdeutlichen und die zum Denkmaltag geöffnet sind.
Das 19. Jahrhundert war geprägt von rasantem technischen Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel. Vieles von dem, was heute unseren Alltag bestimmt, nahm damals seinen Anfang. Zeitlich umrissen von den Begriffen Romantik - Revolution - Realismus, kam es zu exorbitanten Veränderungen in der Lebenswelt der Stadtbürger. Eisenach wuchs deutlich über seine bisherigen Grenzen hinaus, die Einwohnerzahl vervielfachte sich, die industrielle Großproduktion gewann an Bedeutung, Politik und Verwaltung entwickelten moderne Daseinsformen. Zudem wurde Eisenach im 19. Jahrhundert als Ort kultureller Erinnerungen der gesamten deutschen Nation entdeckt: das Fest der Burschenschaften 1817, die Wiederherstellung der Wartburg 1838-1890, das Erinnern an die Bedeutung Martin Luthers und Johann Sebastian Bach für die Stadt sind nur einige Beispiele dafür. Auch in der Architektur spiegelt sich das 19. Jahrhundert in einer vielfältigen Formensprache wider. Viele der in diesem Jahrhundert wieder entdeckten, im Baustil der Zeit angepassten oder neu errichteten Häuser stehen im Mittelpunkt des Tages des offenen Denkmals 2011 in Eisenach.
Die Serie spiegelt lediglich die Geschichte dieser Orte wider und beinhaltet keinerlei Wertung. Die folgende Serie soll die Bürgerinnen und Bürger neugierig machen auf den "Tag des offenen Denkmals" am 11. September 2011.
Teil 3 - Eine Stadt der Schulen: Die Georgenschule am Markt
Der erste Schulzweckbau in Eisenach wurden 1823 bis 1825 errichtet. Bis dahin bestanden sieben so genannte deutsche Schulen mit schlechten Lernbedingungen. Der schlichte klassizistische Neubau ging auf Pläne des Großherzoglichen Oberbaudirektors Clemens Wenzeslaus von Coudray zurück. Am 3. September 1825, dem 50. Regierungsjubiläum des Großherzogs Carl August, bezogen mehr als 800 Schüler ihr neues Domizil. Die Bürgerschule wurde 1834 Realschule und erhielt später den Status eines Realgymnasiums, dessen prominentester Schüler Ernst Abbe war.
Im Laufe der Jahrzehnte wandelten sich zwar die schulischen Strukturen, doch der Nutzungszweck dieses repräsentativen Gebäudes am Markt blieb stets der gleiche. Nach dem Ersten Weltkrieg diente die damals bereits "Georgenschule" genannte Einrichtung berufsschulischen Zwecken.
In den 1950er Jahren verlagerte sich die Berufsschulausbildung mehr und mehr in die ortsansässigen Betriebe. Die damit frei werdenden Räume der Georgenschule belegte deshalb die am 1. September 1962 eröffnete 7. Polytechnische Oberschule, die 1984 den Namen "Rudi-Arnstadt-Schule" erhielt. Bereits 1981 wurde das markante Gebäude zum Denkmal erklärt, wobei das historische Kellergewölbe besondere Berücksichtigung fand.
1991 schließlich bezieht die 3. Staatliche Grundschule das Haus, welches seit 3. Juni 1992 offiziell den Namen "Georgenschule" trägt.
Zum Denkmaltag am 11. September werden in der Georgenschule am Markt 13 von 14 bis 16 Uhr Führungen angeboten - ebenso 16 Uhr im Ernst-Abbe-Gymnasium (Haus II) am Theaterplatz 6,
15 Uhr in der Goetheschule am Pfarrberg 1 und jeweils 10, 12, 14 und 16 Uhr in der Geschwister-Scholl-Schule in der Katharinenstraße 150.