LIEBLINGSSTÜCKE IM THÜRINGER MUSEUM EISENACH

Im kommenden Jahr begeht das Thüringer Museum sein 125-jähriges Gründungsjubiläum. Es soll mit einer retrospektiven Ausstellung gefeiert werden. Im Vorfeld wollen wir zum Besuch der neu gestalteten Predigerkirche einladen.

Um die Neugierde auf das Museum zu wecken, werden in den folgenden Monaten die Mitarbeiter*innen des Museums ihr jeweiliges Lieblingsobjekt vorstellen.

TEIL 1: DER TRAUERNDE JOHANNES

Den Anfang macht Dr. Reinhold Brunner, Fachdienstleiter Museen und Fachbereichsleiter Bürgerservice, Bildung, Jugend, Stadtentwicklung und Kultur:


„Gleich links in der Unterkirche steht eine Schnitzplastik, die mich in ihrer Einfachheit, ihrer Ausdruckskraft emotional immer aufs Neue berührt. Sie erinnert mich an das Werk Ernst Barlachs: Ich denke an seine Holzskulptur „Der Asket“.

 

Allerdings ist der trauernde Johannes in der Predigerkirche mehr als 700 Jahre älter als der Asket. Der Schöpfer des Johannes besaß schon vor 700 Jahren, im scheinbar so dunklen und dumpfen Mittelalter, die Fähigkeit, Trauer so ausdrucksstark in Holz zu bannen.

 

Und genau das beeindruckt mich.


Übrigens: Die Restauratoren meinen, er sei früher, ebenso wie viele andere Skulpturen der Ausstellung, einmal bunt bemalt gewesen. Mir gefällt er so, wie wir ihn jetzt sehen, besser.“

TEIL 2: BEWEGTE SEE

Restaurator Michael Kunze vom Fachdienst Museen stellt sein Lieblings-Ausstellungsstück vor.

 

Vom allerersten Augenblick an zog ihn dieses kleine Kunstwerk in seinen Bann:

 

„Bewegte See“ von dem in Eisenach geborenen Maler Friedrich Preller dem Älteren. Immer wieder ist er fasziniert, wie der Maler es vermag, das Element des Wassers so ins Bild zu setzen. Es ist stets in Bewegung, keine Wiederholung – das „Modell“ sitzt niemals still. Und natürlich gab es keine Fotografie als Vorlage, die den einzelnen Moment hätte einfangen können, das vermochte Preller allein mit seinen Sinnen und seiner Fertigkeit.

 

23,5 mal 24,5 Zentimeter, Öl auf Leinwand - wie der Museologe es zunächst beschreibt. Zweidimensional, aber mit einer unglaublichen Tiefe und einer Plastizität, fast möchte man eintauchen, es berühren… jedoch das verbietet sich in einem Museum ja von selbst.  Und doch kann man die Bewegung spüren, den Wind rauschen und die Wellen unermüdlich an die Buhnen schlagen und die Möwen schreien hören - und fast ist das Salz der See auf der Zunge zu schmecken.

 

Immer wieder. Faszinierend.

 

Und für alle, ist das Werk in der Gemäldegalerie des Museums im Nordflügel des Stadtschlosses zu bestaunen.

 

Übrigens: Laut Katalogkarte heißt das Gemälde "Seestück". Restaurator Michael Kunze meinte immer, es hieße "Bewegte See". So lernt auch er als langjähriger Mitarbeiter Neues hinzu, wenn man sich an die "bewegte See" begibt, um ein "Seestück" zu sehen.

TEIL 3: STABA-METALLBAUKASTEN

Ralf-Michael Kunze, Mitarbeiter Museum, Fachdienst Museen und Archiv, stellt sein Lieblings-Museumsstück vor:

 

"Ich habe gleich mehrere Lieblingsstücke. Vor allem liegen mir die verschiedenen Baukästen Holz, Stein und Metall am Herzen, die im Magazin des Museums lagern. Viele von ihnen sind Schenkungen, die das Museum  nach Beendigung der verschiedenen Weihnachtsausstellungen behalten durfte. Bürgerinnen und Bürger haben ihre Dachboden- oder Kellerfunde dem Museum überlassen. Wir haben sie in den Bestand des Museums  aufgenommen. So entstand eine umfangreiche Sammlung verschiedenster Baukästen. Die Arbeit mit diesen Baukästen fördert nicht nur die Kreativität und das räumliche Denken von Kindern, sondern auch von  Erwachsenen.


Ich stelle hier einen Metallbaukasten der Firma „STABA“ vor. Das Besondere an ihm ist, dass er in Eisenach von der Firma Karl Teuteberg KG, Besitzer Otto Hörselgau von 1961 bis 1972 produziert wurde. Aus  Altersgründen und nach Geschäftsaufgabe wurde 1972 die Produktion eingestellt. Die Firma befand sich Ecke Langensalzaer Straße/Schlachthofstraße, das Gebäude wurde in 1990er Jahren abgerissen."

TEIL 4: MINERVA HINDERT MARS, FRIEDEN UND WOHLSTAND ZU BEHELLIGEN

Museumsmitarbeiterin Annett Jacobs stellt ihr Lieblings-Museumsstück vor.

 

Ihr Lieblingsobjekt ist eine Grafik, welche zu den Blättern gehört, die mit dem Bestand der Curt-Elschner Galerie im Museum aufbewahrt werden: „Minerva hindert Mars, Frieden und Wohlstand zu behelligen“.

 

Der Kupferstich diente zur Verbreitung einer der allegorischen Darstellungen, die Jacopo Tintoretto um 1576 in einem der Räume des Dogenpalastes in Venedig malte. Auf der zweiten Fassung nach 1589, wurde er mit der erklärenden Bezeichnung ausgeführt:

„Sapentia Martem depellente   Pax et Abundantia cogaudent“.

(die Weisheit vertreibt Mars     Frieden und Wohlstand feiern)

 

Sapentia, das ist die Weisheit in Gestalt der römischen Göttin Minerva. Sie hat eine Hand behütend auf die Schulter einer Frau gelegt. Sie verkörpert den Frieden (Pax) und ist erkennbar am Olivenkranz auf ihrem Kopf. Pax sitzt auf Teilen von Rüstungen. Die Hand an ihrer nackten Brust weist sie als Amme des Wohlstandes aus.

 

Der Wohlstand – Abundantia – ist die junge Frau, die eine Schale empfangend unter die Brust der Pax hält. Hinter ihr ist das sie kennzeichnende Füllhorn zu sehen.

 

Die Weisheit schützt die Beiden, indem sie in einer Rückwärtsbewegung den gerüsteten und bewaffneten jungen Mars (den römischen Gott des Krieges) energisch abweist.

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